Wie wir fühlen und in uns hineinspüren

Als ich 2014 ein Burnout hatte, wurde ich oft gefragt: „Wie fühlst Du Dich denn so?“ Oder: „Wie geht es Dir jetzt?“ Ganz ehrlich? Ich hatte keine Ahnung! Ich wusste nicht, wie das geht mit dem Fühlen und in sich hineinspüren. Doch in mir entstand der tiefe Wunsch, in dieses Feld einzutauchen. Also machte ich mich auf die Reise und fand nach und nach Schlüssel, die mir das Tor zu meiner Innenwelt öffneten. Diese möchte ich hier mit Dir teilen.

„Den Puls des eigenen Herzens fühlen. Ruhe im Innern, Ruhe im Äußern. Wieder Atem holen lernen, das ist es.“
(Christian Morgenstern)

Wie wir fühlen und in uns hineinspüren

 

Als ich 2014 ein Burnout hatte, wurde ich oft gefragt: „Wie fühlst Du Dich denn so?“ Oder: „Wie geht es Dir jetzt?“ Ganz ehrlich? Ich hatte keine Ahnung! Ich wusste nicht, wie das geht mit dem Fühlen und in sich hineinspüren. Doch in mir entstand der tiefe Wunsch, in dieses Feld einzutauchen. Also machte ich mich auf die Reise und fand nach und nach Schlüssel, die mir das Tor zu meiner Innenwelt öffneten. Diese möchte ich hier mit Dir teilen.

„Den Puls des eigenen Herzens fühlen. Ruhe im Innern, Ruhe im Äußern. Wieder Atem holen lernen, das ist es.“
(Christian Morgenstern)

Alle Gefühle sind wertvoll

 

Immer wieder ist die Rede davon, dass unsere Gesellschaft sehr rational orientiert ist und dass es an der Zeit ist, dass wir alle mehr fühlen und unser wahres Ich zeigen und leben. So formulierte der Dalai Lama einst: „Der Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Der Planet braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebende aller Arten.“

Doch wie kommen wir alle nun wieder ins Fühlen, ins Spüren, in die Herzverbindung? Mir persönlich hat vor allem zunächst das Verständnis geholfen, dass Gefühle wichtig und ein angeborenes biologisches Signalsystem für unser Überleben sind. Und dass alle Gefühle ihre Daseinsberechtigung haben – ganz gleich ob Liebe und Vertrauen oder aber Angst, Scham oder Unmut. Denn sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie weisen uns auf erfüllte und unerfüllte Bedürfnisse hin.

Gefühle sind also in keinster Weise ein Zeichen von Schwäche, wie so häufig fälschlicherweise behauptet. Im Gegenteil. Sie sind der Schlüssel zu einem erfüllten und zufriedenen Leben. Denn nur, wenn wir unsere Gefühle kennen, lesen und deuten können, haben wir Zugang zu unserem Körper und unserem Organismus und können so handeln, dass wir gesund bleiben und in unserer Kraft stehen.

 

Gefühle als Wegweiser

 

Die einzige Möglichkeit, Gefühle zu fühlen, ist die körperliche Wahrnehmung. Unser Körper kommuniziert permanent mit uns und gibt uns direkt Feedback, ob uns es etwas gut tut oder nicht bzw. ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht. Daher ist es absolut bedeutsam, seinen Körper als das anzuerkennen, was er ist: Ein wahres Wunderwerk, durch das wir das Leben erfahren und spüren dürfen. Und mit dessen Hilfe wir uns mit unserer Essenz und unserem wahren Wesenskern verbinden können.

„Düfte sind die Gefühle der Blumen.“
(Heinrich Heine)

7 Schritte zum Fühlen

 

Um nun wirklich einmal vom Kopf in den Körper und zu unseren Gefühlen zu gelangen, habe ich Dir hier einmal sieben mögliche Steps skizziert. Diese können Dir effektiv helfen, Dir Deiner Gefühle und Deiner Gesamtstimmung immer mehr bewusst zu werden.

 

Schritt 1:
Setze Dich alleine an einen ruhigen Ort, lege Deine Hände mit den Handflächen nach unten auf Deine Oberschenkel, schließe Deine Augen und komme erst einmal im Moment an. Atme ein paar Mal tief ein und aus, lasse die Gedanken wie Wolken am Himmel kommen und gehen. Werde zum stillen Beobachter Deiner Selbst, ohne Dich oder Deine Gedanken zu bewerten oder zu verurteilen. Finde eine Präsenz, die Dich im Hier und Jetzt ankommen lässt.

Schritt 2:
Lenke die Aufmerksamkeit nun auf Deine Atmung und nimm den Luftstrom an Deinen Nasenflügeln bei jeder Ein- und Ausatmung wahr. Lasse die Atmung langsam größer und größer werden und den Sauerstoff in Deinen ganzen Körper strömen – von der Kopfkrone bis in die Fußsohlen. Stelle Dir vor, wie Dein ganzer Körper mit neuer Lebensenergie versorgt wird. Und gucke mal, wie sich das anfühlt. Spürst Du nun Deinen Körper? Was genau spürst Du? Wo spürst Du ihn? Wie fühlt es sich an? Kribbelt es? Stockt der Atem an einer bestimmten Stelle im Körper? Kommt ein Lächeln? Oder bist Du angespannt? Nimm das alles nur wahr, ohne zu bewerten oder zu beurteilen.

Schritt 3:
Denke nun bewusst an einen schmerzvollen oder unangenehmen Moment, der Dir in Erinnerung geblieben ist. Wo im Körper spürst Du dieses Erlebnis und was genau spürst Du? Ein Ziehen im Bauch, Enge in der Brust, ein Kloß im Hals, kalte Hände? Und welches Gefühl verbindest Du damit? Angst, Traurigkeit, Wut? Was sich auch immer zeigt, beobachte es einfach wie ein Forscher auf Entdeckungstour.

Schritt 4:
Denke jetzt bewusst an ein schönes Erlebnis. Was nimmst Du da wahr? Schlägt Dein Herz schneller? Richtet sich Deine Wirbelsäule auf? Gehen Deine Mundwinkel nach oben? Entspannt sich Dein Schulterbereich? Verändert sich Deine Atmung? Bekommst Du vielleicht Schmetterlinge im Bauch? Und welches Gefühl macht sich breit – Lebendigkeit, Harmonie oder Abenteuerlust?

Lerne Deine Körperempfindungen Schritt für Schritt kennen und sie zu lesen. Viele unserer Antworten finden wir in der bloßen Beobachtung und im Dialog mit unserem Körper.

Schritt 5:
Frage Dich fortan mehrmals am Tag: „Wie geht es mir gerade?“ „Was fühle ich in meinem Körper?“ „Was nehme ich wahr?“ Und sei da ganz ehrlich und antworte nicht mit dem Kopf. Denn da kommt oft heraus, wie wir uns aufgrund gewisser Umstände gerade fühlen müssten. Was fühlst DU und was bedeutet das? Vielleicht fühlst Du, wie Deine Hände verkrampft sind. Dann frage Dich, warum Du so angespannt bist und gucke, welche Antwort Dir Deine innere Welt schickt – vielleicht ein Bild, vielleicht ein Satz oder ähnliches.

Schritt 6:
Verbinde Dich mit Deinem Herzen. Lege Deine Hand auf Deinen Brustraum und spüre Deinen eigenen Herzschlag. Schlägt Dein Herz schnell? Schlägt es langsam? Schlägt es in einem gleichmäßigen Rhythmus? Und dann nimm das wahr und genieße diese Herzverbindung. Spüre einfach, wie es im Körper pulsiert und Dich am Leben hält. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, finde ich. Und spüre dabei auch gleichzeitig Deine wohlig warme und zarte Haut. Vielleicht ist es Dir auch möglich, Dir einfach aufrichtig zuzulächeln und Dich selbst dafür anzuerkennen, dass Du Dich getraut hast, in Dich hinein zu spüren und wirklich zu fühlen.

Schritt 7:
Führe Tagebuch über Deine Empfindungen und Gefühle und und was Du in verschiedenen Lebenslagen spürst und wahrnimmst. Mir hat das Dokumentieren unglaublich geholfen, mich selbst besser kennen- und verstehen zu lernen. Durch reine Beobachtung und Aufmerksamkeit können wir ein ganz neues Verständnis für uns als Mensch entwickeln und je mehr wir uns kennen, desto besser können wir für uns und unsere Bedürfnisse tagtäglich sorgen.

 

„Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.“ 
(Oscar Wilde)

Lies Deinen Körper wie ein Buch

 

Was uns taugt und was nicht, erfahren wir also, wenn wir uns selbst zur spannendsten Lektüre unseres Lebens machen, wir die Sprache unseres Körpers Schritt für Schritt lesen lernen und gleichzeitig alle seine Botschaften zu entschlüsseln beginnen wie ein aufmerksamer Entdecker auf einer abenteuerlichen Expedition.

Richte dafür regelmäßig Deine Aufmerksamkeit auf Deinen Brust-bzw. Bauchraum und frage Dich, wie Du Dich gerade fühlst. Tut uns etwas gut, entsteht Weite ins uns. Wir spüren Aufrichtung, Stärke, Kraft, Helligkeit, Wärme, Licht. Ist uns etwas nicht dienlich, wird es eher eng und schwer in uns, etwas drückt oder schmerzt. Es wird dunkel oder krampfig. Manchmal kriegen wir einen Kloß im Hals.

Um schließlich das genaue Gefühl hinter den Körperempfindungen zu bestimmen, gehe mögliche Begriffe durch und befrage Deinen Körper. „Fühle ich mich gerade unsicher? Fühle ich mich traurig?“ Deine Innenwelt wird antworten. Kommt zum Beispiel keine Resonanz auf Deine Frage, ist es wohl ein anderes Gefühl. Empfindest Du bei einem Begriff Weite oder weniger Anspannung, kann das ein Ja sein. Wenn es Dir insgesamt schwer fällt, Worte für Deine Gefühlsbezeichnungen zu finden, gibt es im Internet zahlreiche Begriffslisten, die Dir in jedem Fall helfen können.

Außerdem ist es noch wichtig zu wissen, dass es drei Arten von Auslösern für Gefühle gibt. Zum einen haben äußere Einflüsse Wirkung auf unser Innenleben wie etwa Ereignisse, das Verhalten anderer oder deren Worte. Außerdem gibt es innere Auslöser wie Gedanken, Erinnerungen, Erwartungen oder Befürchtungen. Und es gibt körperliche Auslöser wie unsere Atmung, unsere Körperhaltung oder unser Blutzuckerspiegel. Wenn es Dir also einmal nicht gut geht, kann es immer auch helfen, den Auslöser zu identifizieren und zu schauen, was Deinem aktuellen Gemütszustand vorausgegangen ist. Vielleicht eine Meinungsverschiedenheit, negative Gedanken oder die Angst vor einer Prüfung? Oder fehlt Dir Schlaf, eine Umarmung, gesundes Essen oder etwas Bewegung? Wichtig ist, dass Du Dich und Deine Bedürfnisse immer ernst nimmst und genauso alle Gefühle. Denn es gibt keine guten und schlechten Gefühle. Sie sind alle lebensnotwendige Signale. Nur dass die einen sich vielleicht etwas angenehmer anfühlen als die anderen;)

Ich wünsche Dir in jedem Fall viel Freude beim Forschen und Entdecken und es freut mich sehr, wenn Dir dieser Artikel ein kleiner Wegweiser sein kann – für die Reise zu Deinem Herzen. Und ich freue mich ebenso auf Deine Kommentare und zu erfahren, was Du tust, um Dich zu spüren und zu fühlen?

 

Fühle Dich geherzt!
Deine Wiebke