Unsere innere Stimme

Oft wird mir in Sitzungen die Frage gestellt, wie man eigentlich (wieder) seiner Intuition folgen kann? Wieso manche Menschen so eine starke innere Stimme haben und andere nicht? Wie man sich denn selbst wieder derart mit der eigenen Weisheit verbinden kann? Und wie man es schafft, authentisch seinen eigenen Weg zu gehen?

In diesem Blog-Artikel erfährst Du, was Intuition in meinen Augen ist, wie Du sie wieder mehr und mehr wahrnehmen und ihr folgen kannst und wie die Intuition zu Deinem ganz persönlichen Kompass wird.

„Ihre Zeit ist begrenzt, also verschwenden Sie sie nicht damit, das Leben eines anderes zu leben. Lassen Sie sich nicht von Dogmen in die Falle locken. Lassen Sie nicht zu, dass die Meinungen anderer Ihre innere Stimme ersticken. Am wichtigsten ist es, dass Sie den Mut haben, Ihrem Herzen und ihrer Intuition zu folgen. Alles andere ist nebensächlich.“

(Steve Jobs)

Was passiert, wenn wir unsere innere Stimme übergehen

Kürzlich fragte mich eine Freundin, ob wir uns am Nachmittag gemeinsam mit den Kindern auf dem Spielplatz treffen wollten. Es war ein Montag und mein erster Impuls war: „Ne, besser Mittwoch.“ Also eigentlich eine glasklare Message meines Systems.

Doch dabei blieb es nicht. Direkt sprang mein Gedankenkarussell an und versuchte, dagegen zu argumentieren. „Warum denn nicht? Geh doch auf den Spielplatz.“ „Warum stellst Du Dich denn so dran? Andere hatten auch ein volles Wochenende und gehen trotzdem.“ „Gehe doch einfach für ein Stündchen, das wird sicher nett!“

Am Nachmittag nach der Kita pausierte ich mit den Kindern auf der Couch und hatte noch einmal diese klare innere Botschaft: „Heute ist Ruhe für alle gut und auch, zu Hause zu bleiben.“ Doch natürlich arbeitete der Verstand wieder dagegen und was soll ich sagen: Am Ende gewann er Oberhand und wir gingen zum Spielplatz.

Was folgte? An dem Nachmittag hing eine komische Stimmung in der Luft. Einige Eltern schienen gereizt, manche Kinder wütend. Es gab an vielen Ecken Tränen oder Unruhe. Am Ende verletzte sich ein Kind aus dem Bekanntenkreis, zwar nicht ernst, aber alle waren anschließend in Sorge und die Atmosphäre war noch gedrückter.

Als ich abends im Bett lag, bemerkte ich, wie viel Kraft dieser Nachmittag alle insgesamt gekostet hatte und welch unwohles Gefühl sich in mir ausgebreitet hatte. Ich fragte mich, was dahinter steckte und fand in einer Coaching-Sitzung einige Tage später die klare Antwort: Ich hatte mich und meine innere Stimme übergangen und mich auch ein Stück weit selbst verraten. 

Was Intuition eigentlich ist

Intuition könnte man kurzum als „gefühltes Wissen“ oder „Erfahrungswissen“ bezeichnen. Es sind Eingebungen oder Ideen, welche auf unserem Unterbewusstsein beruhen. Hier sind sämtliche Erlebnisse und Erfahrungen gespeichert, derer wir uns so gar nicht bewusst sind. Blitzschnell wird aus diesen Erfahrungs-Informationen eine Botschaft für uns kreiert, die uns zum Beispiel als Satz oder Bild oder Gefühl erreicht und die eben nicht allein auf Fakten oder rationalen Daten basiert. Man sagt, dass das  Unterbewusstsein 10.000 Mal schneller ist als unser bewusster Verstand.

Für den Begriff Intuition gibt es viele weitere Umschreibungen und für jeden bedeutet sie vielleicht auch was ganz eigenes. Für mich persönlich ist Intuition der allererste Impuls, den ich wahrnehme, bevor der Verstand oder das Ego die Gedanken kreisen lassen. Und andererseits sind es Botschaften, die ich in unterschiedlichsten Momenten plötzlich erhalte und nicht zu rechtfertigen oder zu erklären brauche, weil ich tief in mir drinnen weiß, dass sie für mich stimmig sind.

Wie wir unserer Intuition wieder folgen können

Step 1: Der erste und wohl allerwichtigste Schritt ist, sich bewusst dafür zu entscheiden, dem eigenen „Bauchgefühl“ wieder Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Denn wir alle haben intuitive Fähigkeiten.

Step 2: Im zweiten Schritt geht es dann darum, sich wieder mit sich selbst zu verbinden und die kleinen Zeichen kennen- und lesen zu lernen, wie sich die eigene Intuition einem zeigt.

Konkret kann es zum Beispiel so aussehen, dass Du Dir, wenn Du das nächste Mal vor einem Scheideweg oder einer wichtigen Entscheidung stehst, Dir den wirklich allerersten Impuls „schnappst“, der kommt und ihn Dir aufschreibst. Ich stelle es mir immer als „reine“ und „pure“ Botschaft vor, also bevor die Stimmen im Kopf ihren ganzen Senf dazu gegeben haben.

Step 3: Entdecke außerdem, wie Dein Unterbewusstsein mit Dir kommuniziert. Äußert sich Deine Intuition als eine zarte Stimme, als Körperempfindung oder zeigt sie Dir möglicherweise Bilder? Je mehr Du Deine Intuition lesen lernst, desto mehr kannst Du ihr folgen.

Step 4: Es lohnt sich auch immer, wachsam zu sein. Denn nach meiner Erfahrung zeigt sich die Intuition auch in Momenten, in denen wir sie nicht erwarten, sondern einfach gut bei uns sind. Zum Beispiel erhalte ich unter Dusche oft wertvolle Impulse oder wenn ich schreibe. Andere wenn sie Musik hören oder joggen oder aber auch im Gespräch mit anderen.

Step 5: Ein weiterer wirkungsvoller Schritt ist, regelmäßig mit sich in Kontakt zu sein. Wenn wir uns jeden Tag ein paar Minuten nur für uns gönnen und bewusst bei uns „einchecken“, können wir uns mit etwas Übung auch mit unserer inneren Weisheit verbinden. Schließe dafür Deine Augen, lege eine Hand auf Dein Herz und die andere auf Deinen Buch, bringe die Aufmerksamkeit zu Deinem dritten Auge und frage Deine innere Welt, was zu tun ist oder für Dich ansteht.

Step 6: Einer, der wichtigsten Tipps, die ich je bekam, war: Wenn Du Dein Inneres nicht hören kannst, drehe das Außen leiser. Halte also beispielsweise Medien-Beschallung von Dir fern, gehe in die Natur, begrenze Deine Online-Zeit, reserviere Momente nur für Dich in der Stille und sei offen für Botschaften aus Deinem Unterbewusstsein.

Step 7: Blicke ab und zu zurück und prüfe einmal ehrlich für Dich, wie selten Dich Deine Intuition getrügt hat. Ich habe festgestellt, dass meine Intuition mir immer dient. Es sind viel mehr der Verstand oder das Ego gewesen, die mich so manche Extrarunde haben drehen lassen.

Step 8: Praktiziere Dankbarkeit. Manchmal suchen wir nach Antworten, die für uns noch gar nicht an der Reihe oder zu finden sind. Wenn ich meine Antwort wirklich nicht erhalte, wähle ich Vertrauen und sage mir innerlich: „Danke, dass ich meine Antwort zu dem für mich stimmigen Zeitpunkt wissen werde.“

Sich selbst treu bleiben

Ich glaube, am Ende geht es gar nicht darum, alles nur noch mit dem Bauch regeln zu wollen. Für manche finanzielle Bewertung oder Datenanalyse brauchen wir sicher auch unseren Verstand. Doch in unserer Intuition liegt ein unbezahlbarer Schatz verborgen. Denn sie fußt auf all unseren Erfahrungen und Erlebnissen, die nur wir selbst gemacht haben und die niemand mit uns gemein hat. Deshalb sind wir in meinem Augen gut beraten, unserer Intuition einen festen Platz im Leben einzuräumen.

Als letztes noch ein wichtiger Knackpunkt: Unserer Intuition zu folgen ist garantiert nicht immer der leichtere Weg. Im Gegenteil. Wenn wir uns treu bleiben wollen, bedeutet das manchmal auch, anderen abzusagen oder gewissen Erwartungen nicht nachkommen zu können. Vielleicht verlieren wir damit auch ein Stück an Sicherheit und Harmonie. Doch am Ende müssen wir uns nicht vorwerfen, uns selbst im Stich gelassen zu haben. Und ganz ehrlich: Wenn wir zu uns selbst nein sagen, um andere nicht zu enttäuschen oder gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, tragen die Rechnung am Ende immer wir selbst. Denn entweder büßen wir an Selbstachtung ein, an Energie, an Selbstvertrauen oder an Liebe und Mitgefühl für uns selbst.

 Deine Wiebke