Dieser kleine innere Schreck

Ein nicht zu deutender Blick von Deinem Gegenüber; plötzliche Stille, wenn Du dem Raum betrittst; heimliches Getuschel, wenn Du an zwei Menschen vorübergehst; eine zweideutige, ironische Bemerkung von einem von Dir geschätzten Menschen – es gibt unterschiedlichste Momente, die uns verunsichern können. Doch eins haben sie alle gemein: Sie bringen in uns eine gewisse Furcht zutage, dass andere schlecht über uns denken und vielleicht sogar derart hinter unserem Rücken reden könnten.

Wahrscheinlich kennt jeder von un dieses unangenehme Gefühle in der Magengegend, das in solchen Momenten auftritt und sich anschließend langsam im ganzen Körper ausbreitet. Und wir alle sind geübt darin, diese Emotion wegzudrücken oder weitestgehend zu ignorieren. Doch was können wir wirklich tun, um dieser Art von Angst gesund zu begegnen? Wie bleiben wir in solchen Momenten mehr bei uns? Warum ist uns die Meinung anderer so wichtig? Und wie werden wir vom People Pleaser zu unserem wahrhaftigen Selbst? Auf all‘ diese Fragen gibt Dir dieser Blog-Artikel hilfreiche Antworten☺️

Mache Dir bewusst, dass Du erwachsen bist

Als Kinder waren wir von unseren Bezugspersonen abhängig. Sie zeigten uns, wie gewisse Dinge im Leben funktionierten, versorgten uns mit Essen und Trinken. Sie sorgten für ein Dach über unserem Kopf und für ein warmes Bett. Ohne sie konnten wir schlichtweg nicht überleben. Natürlich spürten wir innerlich diese Abhängigkeit und nicht alle von uns haben immer nur bedingungslose Liebe erfahren. Ganz im Gegenteil. Verhielten wir uns nicht wie von den Erwachsenen erwünscht, drohte mancher oder manchem Liebesentzug oder wir fühlten uns nicht mehr erwünscht. Gleiches kann uns im Kinder- oder Teenager-Alter geschehen sein, wenn wir nicht zur angesagten Clique gehörten und wir vielleicht Ausgrenzung erfahren haben. Dieser Wille, dazuzugehören, ist tief in uns verankert. Rein evolutionär bedingt war es so, dass ein einzelner Mensch in der Wildnis viel weniger Überlebenschancen hatte als in einer Gruppe. Und dieses Bedürfnis nach Zugehörigkeit und auch nach Anerkennung tragen wir alle noch tief in uns drin. Doch ab einem gewissen Alter und in der heutigen hochentwickelten Zeit hängt unser Überleben nicht mehr von dem Wohlwollen und der Zuneigung anderer ab. Wir sind viel mehr selbst in der Lage, gut für uns zu sorgen, selbstbestimmt unser Leben zu führen und eigenständig zu entscheiden, wann und mit wem wir wirklich unsere Zeit verbringen wollen. Sich diese Tatsache wirklich einmal bewusst zu machen, kann ein lebensverändernder Shift zu mehr Selbstvertrauen und Eigenverantwortung sein.

 

„Was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Paul als über Peter“

Vielleicht hast Du diesen Spruch schon einmal gehört? Ich persönlich finde ihn unglaublich hilfreich, weil er in meinen Augen so wahr ist.

Es gibt viele Menschen, die einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen, über andere Menschen zu reden. Sie sind folglich viel mehr mit anderen beschäftigt als mit sich selbst. Und nicht selten bewerten sie dabei andere, verurteilen sie, reden sie schlecht oder verfallen in Lästereien.

Doch was diesen Menschen meist nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass sie vermutlich offene Wunden oder alten Schmerz in sich tragen. Wer andere schlecht redet und in Wahrheit neidisch oder missgünstig ist, lebt selbst nicht das eigene Potenzial und Wunschleben. Wer in anderen eine Konkurrenz oder eine Gefahr sieht, hat möglicherweise in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Und statt hinzusehen und diese emotionalen Verletzungen zu heilen, sind die Personen lieber im Außen und verurteilen andere für vermeintliche Fehler und deren Sein. Dabei wäre es an der Zeit, den eigenen „Keller“ auszumisten und nach sich und den eigenen Bedürfnissen zu schauen.

„Hurt People hurt People“ – wenn Du Dir dieser Tatsache bewusst wirst, fällt es leichter, die Negativität anderer Menschen besser zu verstehen und sie folglich auch bei ihnen zu lassen, anstatt darauf anzuspringen. Meist sind wir nämlich lediglich die Projektionsfläche für Menschen, die ihre eigenen Themen anschauen dürften. Lasse die Probleme anderer nicht zu Deinen werden, sondern sei stattdessen liebevoll bei Dir.

Was hast Du für ein Selbstbild?

In der Regel haben wir eine viel größere Angst vor unserem eigenen inneren Richter als vor den Urteilen im Außen. Denn wenn wir mit uns selbst und dem Leben nicht im Reinen sind, bieten wir eine ziemlich große Angriffsfläche.

Sagt dann beispielsweise jemand verletzende Dinge zu uns, lassen wir die Vorwürfe nicht beim Gegenüber. Sondern eine erst sehr leise , feine und dann immer lauter werdende Stimme meldet sich und sagt Dinge wie: „Wusste ich’s doch. Ich bin einfach eine Versagerin….“ oder „Wie konnte ich nur so dumm sein!“.

Wenn wir uns selbst hingegen wohlgesonnen sind, wir unseren eigenen Wert kennen und uns das Versprechen geben, uns selbst gegenüber mitfühlend und vergebend zu sein, kann uns das Außen eigentlich nichts anhaben. Denn niemand kann ein Gefühl oder einen Gedanken in uns „hineintun“. Nur wir selbst entscheiden, wer und was uns ärgert und nur wir selbst sind es, die Grenzen setzen und gut für uns und unser inneres Kind sorgen können.

 

Durchbrich selbst den Negativ-Kreislauf

Gemäß dem alten Sprichwort: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füge auch keinem anderen zu!“ ändere selbst Dein Verhalten. Wenn Du nicht willst, dass andere schlecht von Dir denken, denke selbst nicht schlecht über andere. Wenn Du Dich nicht willst, dass andere hinter Deinem Rücken tratschen, lasse selbst die Lästerei über Deine Mitmenschen sein. Wenn Du fürchtest, von anderen verurteilt und ausgeschlossen zu werden, entwickle selbst Mitgefühl für Dich und andere.

Siehst Du zum Beispiel, wie eine Mutter gestresst mit den Kindern zum Kindergarten kommt, verurteile sie nicht für ihr Verhalten. Vielleicht lächelst Du ihr stattdessen kurz mitfühlend zu oder sagst: „So geht es mir oft auch.“

Oder wenn jemand immer wieder mit demselben Problem vor Dir sitzt, bewerte diesen Menschen nicht. Sondern bewahre Dir ein offenes Herz und stelle weiterbringende Fragen. Zum Beispiel: „Welchen Vorteil hat es für Dich, nichts an den Rahmenbedingungen zu verändern?“

 

Lasse los und lehne Dich zurück

Eine Weisheit, die mir bei diesem Thema unglaubliche Entspannung beschert hat, ist, dass ich keinen – wirklich überhaupt gar keinen – Einfluss darauf habe, was andere denken. Ich kann die Dinge in meinen Augen noch so perfekt regeln, mich absolut korrekt verhalten und der grösste People-Pleaser der Welt sein – was andere darüber und über mich selbst denken, liegt außerhalb meiner Kontrolle. Und ich kann mich noch so sehr anstrengen – niemals in meinem Leben werde ich diesen Umstand ändern können. Jeder Mensch hat seine ganz eigene Wahrnehmung und sieht die Realität durch die eigene Erfahrungsbrille geprägt von inneren Überzeugungen und Glaubenssätzen. Also, selbst wenn ich mich auf den Kopf stelle, werde ich die Gedanken anderer nicht steuern können. Diese Tatsache anzunehmen und zu akzeptieren, schafft wahre Erlösung und Entspannung. Und mir hilft da auch sehr die Betrachtung von Byron Katie, dass es genau drei Angelegenheiten im Leben gibt:

1. Meine Angelegenheit

2. Die Angelegenheit meines Gegenübers

3. Die Angelegenheiten Gottes/des Universums oder woran auch immer Du glaubst

Vereinfacht gesagt bedeutet dieses Betrachtungsweise: Dass wenn ich mich stets um meine eigenen Angelegenheiten kümmere und mich nicht in die einmische, die nicht in meinem Tanzbereich liegen, bewahre ich mir und anderen eine gesunde Ordnung im Leben?

 

Ich wünsche mir von Herzen, dass dieser Artikel Dich mehr bei Dir statt im Außen sein lässt und die Bedeutung, was andere über Dich denken, einen anderen Stellenwert bekommt?

Danke, dass Du da bist und diesen Blog liest und in den Kommentaren teilst, wie Du mit der Angst umgehst, was andere über Dich denken könnten.

 

Fühle Dich geherzt!
Deine Wiebke?